Lebensplanung im Ruhestand
Wie in allen Lebensphasen gibt es auch im Ruhestand etliche Wünsche, die Sie sich erfüllen wollen. Das kann von seniorengerechten Umbauten, Reisewünschen, größeren Anschaffungen wie z.B. einem Wohnmobil, über Geschenke für Kinder und Enkel bis zur Schaffung einer größeren finanziellen Flexibilität reichen. Leider ist die reguläre Rente dafür oft nicht hoch genug.
Wenn Sie Eigentümer einer abbezahlten oder nahezu abbezahlten Immobilie sind, dann haben Sie eine gute Ausgangsbasis, um Ihren finanziellen Spielraum zu vergrößern. Oftmals ist den Immobilieneigentümern gar nicht bewusst, dass sie ihr ganzes Erwerbsleben unter der Überschrift “Altersvorsorge” in eine Spardose also in Ihre “Immobilie” eingezahlt haben. Im Gegensatz zu einem angesparten Finanzvermögen (Bank- und Sparguthaben, Wertpapierdepots), aus dem Beträge leicht wieder entnommen werden können, ist das Vorhaben der Umwandlung des “Betongoldes“ in Geld noch immer stark mit Vorbehalten belastet.
Zunächst müssen Sie sich aber über Ihre eigene Situation und Ihre Ziele klarwerden. Nur dann können Sie entscheiden, welche Form der Immobilienverrentung für Sie in Frage kommt.
Dazu sollten Sie sich folgende Fragen stellen:
- Der Wohnungsplan - Wo und wie will ich in Zukunft wohnen?
- Der Erlebnisplan – Was will ich noch erleben und wie soll mein Alltag aussehen?
- Der Risikoplan – Für welche Risiken des Älterwerdens will ich mich absichern?
- Der Finanzplan – Wie sehen konkret meine Einnahmen und Ausgaben aus?
Lebensstil, Langlebigkeit, Liquidität und eventuell eine angestrebte Hinterlassenschaft sind die vier Punkte, die bei der Ruhestandsplanung beachtet werden sollten.
Diese grundsätzlichen Fragen sollten Sie individuell für sich beantworten. Auch wenn die eigene Immobilie mit vielen Emotionen behaftet ist, so ist sie nüchtern betrachtet vergleichbar mit dem Ansparen eines Vermögens bei einer Bank oder Versicherung. Das Vermögen wurde als „Altersvorsorge“ im Haus angespart und soll nun im Ruhestand zur „Altersversorgung“ verwendet werden.
Es gibt aber keinen einheitlichen Standard für Immobilienverrentungsprodukte. Allen ImmoRenten ist gemeinsam, dass Sie in Ihrer Immobilie und in Ihrem vertrauten Umfeld wohnen bleiben können. Und zwar so lange wie Sie möchten. Gleichzeitig ermöglicht die Immobilienrente Ihnen, Ihren finanziellen Spielraum schon heute zu erweitern.
Ihre Wünsche
Wer sich für die Umkehrhypothek (Immobilienverzehrkredit) oder den Seniorenkredit entscheidet, behält seine Immobilie und nutzt diese als Kreditsicherheit für eine Einmalzahlung oder monatliche Rente.
Oft hören wir von Kunden, dass ihre Hausbank keine Kredite an Menschen im Ruhestand vergibt. Angeblich würde der Gesetzgeber dieses in der Wohnimmobilienkreditrichtlinie verbieten, da die Kredite nicht mehr zu Lebzeiten zurückgezahlt werden können.
Richtig ist, dass wirklich viele Banken oder Sparkassen ihren Kunden diesen Unsinn erzählen. Die vom Gesetzgeber angeblich geforderte Rückzahlung zu Lebzeiten ist aber schlicht „Quatsch“.
Banken dürfen in Deutschland Kredit an ältere Menschen vergeben und dürfen die Tilgung sogar dauerhaft ganz aussetzen. Eine Rückzahlung zu Lebzeiten ist nicht erforderlich. Auch die im Gesetz genannten Mindeststandards insbesondere bei der Kreditwürdigkeitsprüfung gelten nur für den Bau oder Erwerb von Immobilien. Von den Beschränkungen ausgenommen sind Aus-, Umbau und Sanierung von Wohnimmobilien im Eigentum der Darlehensnehmer.
Fazit: Die Vergabe von Seniorenkrediten ist also für alle Kreditinstitute möglich, auch die Umkehrhypothek (Immobilienverzehrkredit) ist möglich, sogar ohne Bonitätsprüfung der Darlehensnehmer.
Grund: Der Immobilienverzehrkredit ist vom Anwendungsbereich der Wohnimmobilienkreditrichtlinie vollständig ausgenommen. Wenn Banken Ihnen im Alter nicht mit Kredit zur Verfügung stehen, liegt das also nicht am Gesetz.
Zurück zu Ihren Zielen und Ihrer persönlichen Situation:
Der Wohnplan - Soll ich bleiben oder gehen?
Die Beantwortung dieser Frage ist die Basis für die Planung Ihres Lebens im Ruhestand. Aus Umfragen weiß man, dass es für die meisten Immobilienbesitzer klar ist, dass sie in ihrer Immobilie wohnen bleiben wollen.
Auch wenn die eigene Immobilie mit vielen Emotionen behaftet ist, so sollte man sich ohne Illusionen einige Fragen stellen, die mit dem Altwerden in der eigenen Immobilie verbunden sind. In einem amerikanischen Ratgeber finden sich hierzu sehr anschauliche, auf den ersten Blick triviale Fragen, die aber verdeutlichen, was gemeint ist:
- Wer wird später meine defekten Glühbirnen wechseln?
- Wo bekomme ich meine geliebte Portion Eis?
- Wie schwierig wird es sein, sich mit Freunden und Bekannten zum Mittagessen zu verabreden?
Wenn Sie bereit sind, sich von der Immobilie zu trennen und Ihren Lebensmittelpunkt zu verlegen, dann ist möglicherweise ein Verkauf und die Vereinnahmung des Verkaufspreises eine Lösung für Sie. Ist Ihr Wunsch aber, in Ihrer gewohnten Umgebung wohnen zu bleiben, dann müssen Sie planen, wie Sie die laufenden Kosten einer Immobilie bei reduziertem Ruhestandseinkommen langfristig tragen können.
Der Erlebnisplan
Was will ich tun und erleben?
Es ist wichtig, konkret die Dinge zu planen, die Sie machen wollen. So ist es plausibel anzunehmen, dass Sie in den nächsten Jahren noch zahlreiche Aktivitäten wahrnehmen wollen, die erhebliche Ausgaben erfordern können, so z.B. ausgedehnte Reisen oder längere Aufenthalte in Ländern der Sonne. Erst später im Leben schränken sich Radius und Mobilität ein.
Planen Sie ein langes aktives Leben!
Die konkrete Gestaltung des Ruhestands basiert auf einer Lebens-Planung, nicht auf einer Sterbe-Planung. Es sollte für ein langes Leben geplant werden. Das muss aber nicht heißen, dass alle finanziellen Möglichkeiten zulasten der Gegenwart in die ferne Zukunft verschoben werden.
Es ist wichtig, möglichst frühzeitig, wenn man gesund ist, alle Aspekte der Lebensplanung im Ruhestand zu planen und vor allem im Hinblick auf die künftigen Lebenshaltungskosten zu konkretisieren.
Ohne einen Plan bleibt es bloß ein Wunsch!
Der Risikoplan
Für welche Risiken des Älterwerdens will ich mich absichern?
Es sollte klar sein, dass Menschen im Ruhestand eine geringere Risikotragfähigkeit haben als während des Berufslebens mit regelmäßigen Einkommen. Den Risiken im Ruhestand sollte besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden:
Verringerte Einkommensmöglichkeiten
Im Ruhestand macht die gesetzliche Rente i.d.R. den größten Anteil am Einkommen aus. Sie ist zwar eine stabile Einkommensquelle, aber das Einkommen ist durch eigenes Zutun kaum noch zu verbessern. Im Gegensatz zu privat gebildeten Vermögenswerten kann die gesetzliche Rente nicht beliehen oder in einen Gegenwartswert umgewandelt werden.
Langlebigkeit
Ein langes Leben ist natürlich der Wunsch eines Jeden, hat aber insbesondere für die finanzielle Planung des Ruhestands auch Risiken. Der Vermögensverzehr muss so eingeteilt werden, dass das Geld bis zum Lebensende reicht.
Nur: Kein Mensch weiß, ob er 80, 90 oder nur 70 Jahre alt wird. Deshalb gibt es für die Planung der Lebenszeit eine Hilfestellung: Die statistische Restlebenszeit. Für die eigene Lebenserwartung nimmt man im ersten Schritt die statistische Restlebenszeit. Diese beträgt für einen 70 Jahre alten Mann noch 14 Jahre, bei einer gleichalten Frauen 17 Jahre.
Allerdings sollte bedacht werden, dass eine Planung auf der Basis der mittleren Lebenserwartung nicht verlässlich ist, immerhin lebt per Definition die Hälfte der Bevölkerung länger.
Ausgabenschocks
Die Absicherung gegen plötzlich auftretende Ausgabenerfordernisse erfordert die Schaffung finanzieller Reserven, die möglichst lange vorgehalten werden sollten. Insbesondere wenn Sie als Eigentümer in Ihrer Immobilie wohnen bleiben wollen, kann es ungeplant zu erheblichen Kosten kommen (neue Heizung, klimafreundliche Isolierung, Dacherneuerung, etc.).
Auch steigende Gesundheitskosten wie die Erhöhung der Krankenkassenbeiträge oder Pflegekosten müssen in die Berechnung einfließen. Viele Menschen wollen sich lieber zu Hause pflegen lassen, da die Kosten in Pflegeheimen explodieren.
Nachlassende physische und kognitive Fähigkeiten
Auch der Gesundheitszustand sollte unbedingt berücksichtigt werden. Senioren leben oft in der Illusion, das Leben gehe ewig im „status quo“ so weiter, was insbesondere eine vernünftige Finanzplanung erschwert.
Der Finanzplan
Wie sehen konkret meine Einnahmen und Ausgaben aus?
Finanzielle Ressourcen sind der Dreh- und Angelpunkt für für Ihren Lebensstandard. Das Problem in Deutschland ist, dass neben der Abhängigkeit von nur einer Einkommensquelle, in den meisten Haushalten der Großteil des Vermögens in einer Immobilie gebunden ist.
Die meisten Ruheständler wollen vom Begriff „Entsparen“ nichts hören. Es geht hier um die Planung des letzten Lebensabschnittes. Und mit dem Lebensende wollen sich die Wenigsten auseinandersetzen. Die sogenannte Vermögensberatung der Banken und Sparkassen hat sich traditionell auf das Ansparen von Vermögen im Berufsleben fokussiert. Banken vergessen, dass Differenzen bestehen zwischen einem Einkommensplan für das Berufsleben und einem Plan für das Leben als Ruheständler.
Das Beispiel einer Bergbesteigung mag als Analogie nützlich sein, um die Unterscheidung zwischen Ansparen und Entsparen zu verdeutlichen: das letztendliche Ziel einer Bergbesteigung ist nicht nur, den Gipfel zu erreichen. Es ist genauso wichtig, sicher wieder zurückzukommen. Und die Fähigkeit hinaufzusteigen ist nicht die gleiche wie die zum Abstieg. Tatsächlich weiß ein guter Bergsteiger, dass das Absteigen gefährlicher und anstrengender sein kann als das Hochklettern.
Vergleichbar dem Absteigen von einem Berg ist das Entsparen in der Ruhestandsphase mit dem Entnehmen des angesparten Geldes. Das Entsparen dient im Alter der Sicherung des Lebensstandards.
Wie bringe ich Ziele und Finanzen überein?
Am Beginn steht eine vollständige Übersicht über alle erworbenen Renten- und Pensionsansprüche sowie alle Vermögensbestandteile und eventuellen Verbindlichkeiten. Die sich daraus ergebenden Ein- und Auszahlungen sind monatlich abzubilden.
Diese einfache Darstellung ist die Basis, um zu entscheiden, ob die laufenden Einnahmen ausreichen, die geplanten Ausgaben zu decken. Reichen die laufenden Einnahmen nicht aus, sind in einem zweiten Schritt zusätzliche Finanzquellen zu sichten.
Die wesentliche Frage lautet:
Welchen finanziellen Beitrag zur Erhöhung meiner Einnahmen kann meine Immobilie zukünftig leisten?